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Ergänzungen: Interview   / Résumé

Auch wenn die Elektronische Musik eigentlich nicht beschrieben werden kann, können die Gedanken darüber doch eine Hilfe für den Zugang sein. Die bereits veröffentlichten Texte werden ergänzt durch die Transkription des Interviews und des Résumés. Die Fragen stellte Ralf Jankovsky.

Wie wollen Sie sich vorstellen?

Es ist sehr schwer, mich vorzustellen. Soll ich mich als Mensch vorstellen oder als Musiker? Dabei stellt sich die Frage sofort, ob man hier als Musiker in diesem Studio auftreten kann. Ich würde sage, ich stelle mich jetzt hier in einer aktuellen Situation vor, nämlich so, dass ich vermutlich heute und gestern und wohl auch morgen in diesem Studio arbeiten werde als Studiomusiker als Elektroniker, der sich in einer völlig neuartigen Weise, der Musik, so sage ich jetzt, da zuwendet. Der fundamentale Unterschied wäre der, dass wir hier in einem Raum stehen, wo ein Flügel steht, oder in einer Kirche, wo vielleicht eine hervorragende Orgel auf einer Empore ist. Diesen Gegensatz würde ich jetzt hier als wichtig erachten.

Wie fing alles an?

Das fing wohl so an, dass hier in meinem Leben - und nicht nur in meinem Leben, sondern in der Geschichte, in der Musikgeschichte - ein Angebot, egal woher, in die Welt kam, und dieses Angebot konnte man bezeichnen als elektronische Musik. Man hatte davon schon gehört, in Frankreich, man hat den Namen gehört. Ich selbst habe die elektronische Musik kennengelernt während des Studiums in Köln. Dort war der Musiker Stockhausen, ein hervorragender Künstler, tätig und hat der Welt und damit auch den Kölnern und der Kölner Musikhochschule seine Sachen vorgeführt. Die Reaktionen waren ganz verschieden. Es gab einen Musikwissenschaftler, der sagte, das sind die Klänge aus der Hölle. Andere, darunter natürlich ich selber, waren von dieser Neuartigkeit fasziniert. Sie ist dann wieder zurückgegangen, und plötzlich wurden hier in Freiburg Instrumente angeboten, mit denen man das, was Stockhausen damals als etwas Neues in die Welt brachte, realisieren konnte. Hinzu kommt noch, dass schon damals bei mir, bei meiner Tätigkeit als klassischer Musiker, der Bach gespielt hat oder Reger usw. oder Chopin, der Wunsch, die Frage da war: Gibt es eigentlich noch etwas Anderes als das, was hier in der Musikhochschule oder auf dem Flügel oder auf dieser Orgel zu realisieren ist? Die Frage stellte sich, und ich glaubte, dass sie in dieser sog. elektronischen Musik eine Antwort findet. Und damit begann eine Tätigkeit, die bis heute andauert. Die elektronische Musik, die also damals in den 50er Jahren, Stockhausen, begann und in den 80er Jahren, was ich eben sagte, durch das Angebot - hier in Süddeutschland war es die Firma Rehberg - in die Welt kam, habe ich mit Freude ergriffen, und das hat sich bis heute, bis zu diesem Interview fortgesetzt.

Gab es Meilensteine in der Entstehung der Elektronischen Musik?

Sehr viele, also die haben sich bis heute eigentlich fortgesetzt. Die ersten Meilensteine waren die Geräte AKS, die verbreitet wurden,
dann kamen die großen Meilensteine aus Japan, Instrumente wie 100M, der Name wird vielleicht wenig sagen, dann kam natürlich Amerika auf, Moog -,das waren alles Meilensteine und die haben sich bis heute fortgesetzt. Moog ist heute in Amerika Verbos, der AKS, den ich erwähnt habe, ist heute Vermona in Sachsen, als Neuestes gibt es jetzt in Köln klangbau, eine Firma oder ein Ingenieur, der das macht, ein ganz neuer Meilenstein, was nicht heißt, dass da immer wieder etwas ganz Neues gekommen ist. Die Grundlage blieb dieselbe, aber es wurden doch immer wieder Neuerungen evolutionärer oder revolutionärer Art reingebracht, so dass man durchaus sagen kann, ich beziehe mich jetzt auf diesen Meilenstein, zum Beispiel von Roland 100M. Das ist ein klassisches Instrument und wird ein Meilenstein bleiben. Man kann das Instrument heute antiquarisch zu einem relativ hohen Preis kaufen.

Kann man bei Elektronischer Musik von Musik sprechen?

Diese Frage ist natürlich außerordentlich interessant, Schließlich werden die Töne physikalisch erzeugt. Da müsste man natürlich genau definieren, was Musik ist, was aber geschehen ist. Ich glaube, da braucht man nichts hinzuzufügen. Die gesamte abendländische Musik besteht aus dem Phänomen Ton, das weiß jeder, was das ist, und das Zweite ist Stimme, lateinisch vox. Darauf beruht das ganze System, und diese vox, diese Stimmen sind - und das ist ganz entscheidend -, immer definiert.
Und hier ist eine ganz große Trennung zwischen dieser klassischen Musik und elektronischen Musik, dass diese Definition, dieser Ton vollkommen aufgehoben wird. Man kann grob sagen, dass der Ton sich in das Geräusch verändert hat. Im Geräusch sind Töne vorhanden, man kann sie herauskristallisieren, man kann natürlich aus Tönen Geräusche machen. Aber der Grundansatzpunkt ist, dass das Geräusch und damit diese Tonmischung - so wurde das auch genannt - eine Komplexität darstellt.
Und da kommt man natürlich auf die Frage, wie sich die Wirklichkeit - ich meine jetzt nicht die musikalische sondern die allgemeine - sich uns stellt. Sie stellt sich immer in einer Komplexität. Wenn ich aus dem Fenster herausschaue, sehe ich nicht einen Baum, sondern sehe eine Fülle von Gegenständen, von Bäumen usw., von Pflanzen, also immer eine Komplexität.
Und die klassische Musik hat nun aus dieser Komplexität eine Auswahl getroffen, die offenbar dem Menschen sehr nahekommt. Das menschliche Gehirn will, so scheint es, diese Auswahl haben. Der Mensch beginnt natürlich zu fragen: Was ist das, ist das ein Baum, ist das eine Pflanze, ist das ein Mensch? Also er versucht immer, das Objekt zu definieren, und damit wird die Welt klar. Und genauso wird das Riesengeräusch, die Geräuschmöglichkeiten, die die Natur bietet, diese Komplexität des Klanglichen, die eigentlich unergründlich ist, die wird durch den Ton klar. Und damit hat sich im Abendland und nicht nur im Abendland, in der ganzen Welt eigentlich diese Musik.

Muss man lernen, diese Musik zu hören und zu verstehen?

Das ist eine sehr wichtige Frage. Die Frage ist, was der Mensch von Natur aus, das Kind, eigentlich hört. Vermutlich ist es so, soweit meine Kenntnis reicht, dass ein Kind, ein Säugling schreit und bringt damit alle Klänge,  die die Natur bietet, sofort in Aktion. Ein schreiendes Baby äußert sich in allen möglichen Klangfarben, Klängen laut und leise, dunkel und hell, und das Ganze wird dann z.B. durch die Sprache rationalisiert Es kommen dann Buchstaben auf, die Buchstaben und Worte entsprechen übrigens den Tönen, und damit ist die gesamte Welt eingeteilt. Und nun muss man, das kann man lernen, das habe ich auch gelernt, muss man sozusagen, und damit  beantworte ich diese Frage, diese Komplexität, die Wahrnehmung der Komplexität, eigentlich erst lernen. Und es kann sogar sein, dass man das gar nicht will, dass man sagt nein, ich möchte doch nicht die Komplexität wahrnehmen, das ist mir viel zu kompliziert, so wie man, auch ich persönlich immer wieder gehört habe, wenn man etwas vorgeführt hat, das ist viel zu anstrengend.Nicht wahr, einen Ton wahrzunehmen, ist nicht anstrengend, einen C-Dur–Akkord zu hören, ist ganz toll, das befriedigt, aber solche Klänge, die in sich ständig auch bewegt sind durch ihre Undefiniertheit, die wahrzunehmen erfordert natürlich eine enorme Anstrengung, und die kann oder muss oder will man lernen. Und dann kann natürlich jemand – dann dreh´ ich das mal herum –, der sich an diese Klänge gewöhnt hat – man kann sie auch als spektrale Klänge bezeichnen, vielleicht kommen wir noch darauf – natürlich sagen, dass diese klassische Musik mit ihren Tönen – ich sage es sehr krass – schlichtweg langweilig ist. Sie wissen genau, was da kommt, was da da ist. Der Informationsgrad ist außerordentlich gering, während der Informationsgrad eines elektronischen Klanges, selbst einer Sinuswelle, die eine ganz einfache Schwingungsform ist, außerordentlich hoch ist. Wie klingt eine Sinuswelle sozusagen? Sie können auch sagen, statt dass ich Wein trinke, einen ganz tollen Wein aus dem Kaiserstuhl: Wie schmeckt eigentlich ein ganz sauberes Wasser? Das schmeckt eigentlich auch sehr interessant und: Was kann man damit machen?

30 Jahre Elektronische Musik – Wie sieht die Bilanz aus?

Die muss man natürlich ziehen. Das kann eine sehr persönliche sein und das kann eine geschichtliche und sachliche sein. Die persönliche Bilanz, die vielleicht nicht unbedingt für andere interessant ist, ist die, dass mir – ich würde mal ganz hochtrabend sagen - das Schicksal eine hundertprozentige Erfüllung geschenkt hat, dass ich also genau das, was ich gesucht habe, gefunden habe, und das, was ich gesucht habe, realisieren konnte. Das ist eine ganz individuelle, vielleicht sogar egozentrische Einstellung, die aber sicher vielen anderen Menschen, die einen ganz bestimmten Stil hatten, eigen ist. Ich denke da an viele bildende Künstler, ich kann mir denken, dass also Miro und solche Leute auch einen ganz bestimmten Stil hatten, mit dem sie nicht unbedingt angekommen sind.lso die Bilanz in der Öffentlichkeit ist relativ gering, sie war relativ hoch vor 30 Jahren. Da kam etwas Neues auf, und ich war ja Hochschullehrer, die Studentenschaft interessierte sich sehr dafür, weil es etwas Neues war. Aber es hat sich natürlich abgeflacht, weil es vielleicht auch zu anstrengend war oder weil der sinnliche Genusseffekt einfach zu gering war.Von daher gesehen würde ich sagen, ist meine persönliche Bilanz außerordentlich hoch, die sachliche nicht. Wir haben uns nun in diesem Gebiet auf das moderne Internet beschränkt und damit haben wir oder ich mindestens den Versuch gemacht, diese Arbeit zu „verewigen“. Die ist also nun im Internet da und kann jederzeit, weiß ich wie lange, abgerufen werden. Es ist sozusagen eine Versteinerung, eine Mumifizierung dieser Arbeit kann man vielleicht sogar sagen, eingetreten, und das erfüllt auch mich persönlich mit einer enormen Genugtuung.
Aber die offizielle Bilanz ist nicht unbedingt nicht sehr befriedigend, doch das bejahe ich. Und das wird auch so bleiben. Das ist übrigens auch vielen anderen Künstlern, mit denen man sich sogar vergleichen kann, so ergangen. Ich erwähne mal ein ganz krasses Beispiel : Die Polyphonie Bachs ist völlig untergegangen. Die Bilanz Bachs an seinem Lebensende war so, dass seine „Kunst der Fuge“, das waren gemeißelte Platten, in Kupfer, glaube ich, auf dem Sperrmüll landeten, die man dann wieder aus dem Sperrmüll herausgezogen hat. Und so kann es auch sein, dass solche Instrumente auf dem Sperrmüll landen. Das ist nun mal so, nicht wahr,

Wie kommt man von der Orgel zur Elektronischen Musik?

Eigentlich man kommt nur von der Orgel dahin, sie kommen niemals vom Singen, als Sängerin, Sänger dahin. Die Orgel, von der ich herkomme, ist der erste große Synthesizer, in den Sie, das habe  ich natürlich als Heranwachsender erlebt, in den Sie das, was die Natur bietet, in einer enormen Vielfalt  in ein technisches Instrument übertragen. Und dieses technische Instrument, die Orgel ist außerordentlich vielfältig. Sie stellen, wenn Sie Klavier spielen oder Geige spielen, fest, dass es eigentlich nur die Geige gibt, und das Klavier klingt immer wie ein Klavier und eine Stimme klingt immer wie eine Stimme, enorm geschult. Und auf der Orgel entdecken Sie plötzlich, dass sich die Klangfarbe, man nennt das da Register, total verändern kann.
Wenn ich an der Orgel, von der ich herkomme, im ehemaligen Schlesien, gesessen habe, konnte ich dort einen C-Dur-Akkord nicht wie am Flügel nur als Akkord spielen, sondern ich konnte den C-Dur-Akkord mit dem sog. Register Gambe spielen, dann klang das wie eine Gambe, synthetisch, das ist wichtig. Die Orgel erzeugt nicht natürliche Klänge sondern synthetische Klänge, die sich also von der Natur irgendwie entfernt haben und künstlich sind. Ich konnte auch diesen C-Dur–Akkord mit einer Viola oder mit einer  Flöte, mit einer Trompete spielen. Es erklang irgendwie dasselbe und klang völlig anders. Oder ein anderes Beispiel: Mir wurde ein Lied vorgesungen, „Hänschen klein“ oder „ In dem Schneegebirge“, und plötzlich konnte ich das auf der Orgel auch wieder mit der Trompete und mit der Flöte und mit der Gambe spielen. Ja, das war ein enormes Erlebnis.
Und jetzt mach´ ich einen Riesensprung: Auf einem Synthesizer haben Sie nicht nur wie auf der Orgel 40 Register, man nennt das Register, sondern Sie haben 400, Sie haben 4000 Register, die Sie selber gestalten können. Die Orgel legt das alles fest. Da ist  es der Orgelbauer gewesen, der Ihnen die 40 Register oder 10 oder 20 gebaut hat. Hier auf diesem Instrument, was hier hinter mir steht, können Sie mit den vorhandenen Mitteln jeden möglichen Klang – man nennt das dann auf der Orgel Register oder Sie können auch sagen, das sind Klangfarben – erzeugen. Und damit ist wieder diese Vielfalt erreicht, die ein Organist hat, der sozusagen gewöhnt ist, ständig die Klangfarbe zu verändern. Er kann auch ein klassisches Stück mit verschiedenen Klangfarben spielen. Ich habe eben gesagt ein Volkslied spielen, er kann ein Bach-Präludium mit x Klangfarben spielen.
Nicht wahr, wenn ich eine Orgel mit 10 Registern habe, kann mir ein Mathematiker ausrechnen, wieviel Kombinationen mit zwei Registern, mit drei Registern da möglich sind, und dasselbe hat sich multipliziert ins Unendliche in der elektronischen Musik, bis heute. Selbst ein ganz modernes klassisches Instrument von Roland oder einer anderen Firma bietet Ihnen heute Presets an, und diese Presets entsprechen genau dem, was bei der Orgel die Register waren. Die Orgel, von der ich herkomme, hatte also 16 Presets, die alle benennbar waren, ich habe es ja schon gesagt, zum Beispiel Doppelflöte oder Gambe oder Bordun oder Cello. Das waren Presets, die ich nicht verändern konnte. Und hier, auf den elektronischen Instrumenten, habe ich vielleicht auch ein Cello, ich kann das aber in alle möglichen Richtungen verändern, und damit ist natürlich wieder die Definition und die Eindeutigkeit aufgegeben. Es verschwimmt alles ins Unendliche, während eben auch eine Orgel noch relativ endlich ist, ich glaube, der Flügel ist ganz endlich.
Aber damit sind wir sozusagen in einem bestimmten Weltbild: Die Welt besteht aus einer Unendlichkeit, und die eröffnet sich hier in diesen musikalischen Instrumenten. Ich kann alle erwähnen, ob diesen GRP, der hinter mir steht, oder ob ich ein neues Roland-Instrument oder einen Vermona aus Sachsen nehme, das ist alles dasselbe. In all diesen Instrumenten, in bestimmten Graden äußert sich diese Unendlichkeit und Undefinierbarkeit.

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?

Meine tägliche Arbeit sieht so aus, dass ich tatsächlich sagen kann, dass ich fünf oder noch mehr Stunden am Tag in den Studios – es sind inzwischen mehrere – einfach arbeite, dass ich manchmal einen festen Plan habe, was ich mache, ein Instrument benütze, z.B. ganz konkret gesagt, habe ich vor wenigen Tagen mir noch einmal eine CD vorgenommen und diese in Form einer sog. Ringmodulation mit dem italienischen GRP bearbeitet. Ich kann auch Klänge programmieren, ich kann Aufnahmen machen, ich kann auch meine Stücke abhören. Es ist jedenfalls außerordentlich umfangreich, was sich jeden Tag ohne die geringste Langeweile, die aufkommen könnte, anbietet.

Haben Sie auch Konzerte gegeben?

Wir haben natürlich damals mit den 80er Jahren sofort begonnen mit den Möglichkeiten von, ich würde gar nicht mal sagen Konzerten. Es war interessant, dass diese Konzerte oft bezeichnet wurden als Vorführungen. Der Ausdruck ist gar nicht schlecht: Es wurden dort neue Möglichkeiten vorgeführt. Ein Konzert ist natürlich etwas völlig anderes, das heißt Wettstreit, man zeigt seine Leistungen, die man hat auf dem Klavier oder auf der Geige.
Es wurden Möglichkeiten vorgeführt, und da habe ich natürlich die Möglichkeiten, die mir gegeben waren, ohne dass man wohin reisen musste, ergriffen, und das waren die Möglichkeiten, in der Päd. Hochschule Freiburg die Aula und andere Räume zu benützen, um dort an vielen Wochenenden – das waren immer zwei Tage – diese Vorführungen einem mehr oder weniger großen Publikum anzubieten. Wir haben das gemacht, das war immer an den Nachmittagen, dann kamen Leute, und ich habe übrigens völlig freibleibend diese Vorführungen begonnen. Das waren ganz verschiedene Sachen, was man da gemacht hat, das hat sich dann auch weiter fortgesetzt bis in den Nachmittag hinein, und am Sonntag hat sich das wieder fortgesetzt bis in den Nachmittag hinein. Und dann habe ich an dem Wohnort, wo ich wohne, das ist Emmendingen, wo sich in der Nähe meiner Wohnung eine hervorragende Halle befindet, Steinhalle genannt, gefragt, kann ich denn hier, als Emmendinger Bürger, ich biete etwas ganz Besonderes, hier Konzerte – nein, ich sage es schon wieder falsch – auch meine Vorführungen anbieten. Das hat man angenommen.
Wir haben uns, und das muss ich auch erwähnen, dann zu einem Verein zusammengetan, wir haben den sog. ZeM-Verein gegründet, Zentrum für elektronische Musik, wo Interessenten, Studenten auch andere, ein Physiker war dabei, sich zusammentaten. Das geht immer sehr gut, wenn man das nicht alleine macht. Und dann haben wir in Gruppenarbeit, aber z.T. habe ich das auch alleine gemacht, diese Vorführungen, und zwar akustischer Art als auch erklärend.
Und damit wird nochmal auf die Frage eingegangen, wie man das den Menschen nahebringt. Man muss die Sachen erklären, und dann wird man vielleicht auch eine Resonanz finden. Die haben wir gefunden. Die Aula war niemals voll, das ist ja logisch, die Steinhalle auch nicht, aber wir hatten eigentlich immer ein interessiertes Publikum, und auch die Presse hat darauf reagiert, man kann das ja noch im Internet, nachlesen, was damals gesagt worden ist.
Also von daher ist meine Bilanz der Konzerte positiv. Das ging 20 bis 30 Jahre lang, jedes Jahr mehrere Konzerte, das letzte ist im letzten Juni gewesen, ich selbst werde jetzt wohl nichts mehr machen, oder es kann sein, dass es sich  nochmal ergibt. Ich habe das mit großem Interesse gemacht und blicke voller Freude auf diese Arbeit in diesen 30 Jahren zurück. Aber es hat sich jetzt sozusagen in die Konzerte – ich sage es schon wieder falsch -  im Internet verlagert, wo man all diese Sachen jederzeit aufrufen kann – eine Steinhalle, eine PH war eben ein Nachmittag, während das, was im Internet ist, für die Ewigkeit gemacht ist und jederzeit abgerufen werden kann.
Ich würde sagen, dass diese Internet-Festlegungen etwa einem gedruckten Notenbild entsprechen, das kann sich jeder an den Flügel stellen und kann das spielen und spielen lernen. Und so kann sich jeder im Internet so etwas anhören, auch mehrmals anhören, auch kritisieren. Und das ist sozusagen das Endergebnis einer 30jährigen Arbeit.

Was begeistert Sie an der Elektronischen Musik?

Das ist einfach mal das sinnliche Klangerlebnis und die Vielfalt dieses klanglichen Erlebnisses. Das ist so, wie wenn jemand ein Leben lang durch die Gegend wandert oder auf Berge steigt, vielleicht sogar mit dem Auto durch die Gegend fährt und ständig den sinnlichen Genuss hat. Es ist ganz klar, der Wunsch nach dem sinnlichen Genuss muss natürlich da sein.Und da will man natürlich  oder ich wollte eine gewisse Vielfalt haben, die bei einem Flügelklang nicht gegeben ist, und die es natürlich bei einem klassischen Musikstück – Bach oder Beethoven - auch nicht gegeben hat. Da ist, ich muss es wieder sagen, der Informationsgrad außerordentlich gering, während eben der sinnliche Genuss dieser Vielfalt jeden Tag, das kann ich für meine Arbeit hier sagen, neu ist, ganz gleich, was man nun für ein Instrument kauft oder sich zulegt oder wieder verändert. Ganz konkret gesagt, ich habe gestern Abend mit einer Berliner Software gearbeitet, einem Instrument, das heißt Zebralette, das hat ein sehr kluger Informatiker in Berlin konstruiert, geschaffen, damit sind unendliche Klangmöglichkeiten gegeben, die ich gestern Abend in einer Stunde einfach genossen habe und auch wieder genießen werde. Und ein anderes Instrument wird denselben Effekt haben.
Also der sinnliche Genuss.

Wie findet man einen Zugang zu dieser Musik?

Ich würde sagen, es muss eine innere Bereitschaft da sein, die sich etwas Unbekanntem öffnet. Und da wird man große Schwierigkeiten haben, zumal man, wenn man sich dafür interessiert, natürlich sofort aus einer Hörgewohnheit heraustritt. Sie können natürlich sagen, Sie hören irgendwelche Popgruppen an, dann sind Sie sofort in der Gemeinschaft integriert. Aber Sie können heute nicht sagen, ja, ich höre jetzt elektronische Musik. Da muss ein ganz spezielles Interesse da sein - übrigens auch in anderen Gebieten. Nicht wahr, ich weiß auch nicht, ob man sozusagen von vornherein jemanden für Ottmarsheim, diese romanische Kirche begeistern kann. Die Leute wollen vielleicht lieber ein modernes Gebäude sehen. Man muss also ein Interesse mitbringen, ein grundlegendes Interesse, um sozusagen in die Hintergründe einer Welt, einer Möglichkeit der Welt zu kommen. Wenn das nicht da ist, glaube ich, und das ist meine Erfahrung in 30 Jahren, wird man wenig Erfolg haben.Wir haben es versucht, auch mit gewissem Erfolg, aber grundsätzlich, und ich wiederhole: Diese Musik verlangt entspricht nicht der normalen menschlichen Apperzeptionsfähigkeit, diese muss muss erst erlernt werden, aber man kann dafür ein Interesse wecken.

Résumé

Ich möchte jetzt zum Abschluss noch einmal nicht auf Fragen eingehen sondern sozusagen spontan Eindrücke, die mir in den Sinn kommen, die vielleicht sehr intuitiv und sicher nicht analytisch sind, zu Protokoll geben. Manches ist schon gesagt worden. Der entscheidende Punkt, den ich noch einmal nennen würde, ist - und damit bin ich erfreulicherweise bei der Philosophie und um die geht es ja letztlich –, die klassische Musik hat eine ganz bestimmte Philosophie hinter sich, das ist die Philosophie der Schöpfung, ja man kann sogar ganz weit ausholen und sagen, das ist die Philosophie, dass es einen Gott gibt,  der sogar die Musik geschaffen hat,  Apollo haben die Griechen gesagt, der also die Musik geschaffen hat, damit er, der Gott oder die Götter gelobt werden.
Das ist alles verloren gegangen. Der moderne philosophische Begriff ist der der Kontingenz. Das ist etwas völlig Anderes, ein Wort,  sehr schwer zu übersetzen von contingere, französisch contingence. Es ist nicht etwa der Zufall, aber es beruht auf so etwas, dass hier zum Beispiel in der ganzen elektronischen Musik man oft sagen kann, ich habe das zufällig gefunden. Aber der Zufall ist mit der Kontingenz verbunden, und da ist ein weiterer Begriff, die Unvorhersehbarkeit einer Sache. Wenn ich jetzt an ein Instrument gehe, z.B. den Vermona, ist es nur in gewissen Grenzen vorhersehbar, wie ein Klang sich entwickelt. Und zwar ist das nicht nur eine Unfähigkeit, sondern zum Beispiel gibt es da in der Mathematik zur Berechnung der sogenannten Frequenzmodulation, soweit ich das verstehen kann, bestimmte Funktionen, das sind die Besselfunktionen, wo tatsächlich eine Verbindung von Klängen nicht vorhersehbar ist. Und damit hat man den entscheidenden Punkt, dass auch die Wirklichkeit nicht vorhersehbar ist. Übrigens hochaktuell politisch hier auch, dass diese ganze klassische politische Welt zusammenbricht, und es ist nichts mehr vorhersehbar. Es treten Ereignisse auf, und so kann sagen, dass also bei meinen Klängen oftmals etwas völlig Unvorhersehbares aufgetreten ist, was auch zu einer gewissen Unsicherheit geführt hat.
Man kann vielleicht oder ich kann sogar vielleicht sagen, dass man manchmal das Bedürfnis hat - auch ich habe das -, dass man zur sogenannten klassischen Musik, das ist die tonale Musik, zurückkehrt, dass man sich mal an den Flügel setzt und sagt, ich spiele jetzt mal in Cis-moll, das ist eine tolle Tonart, da ist man festgebunden. Mich reizt das immer wieder sehr. Aber ich muss sagen, wenn ich zehn Minuten in Cis-moll gespielt habe, reizt es mich eigentlich wieder mehr, mich zu einem Verbos-Instrument oder zu einem Vermona oder zur Frequenzmodulation zu begeben, wo ständig etwas Unerwartetes auftritt. Und da kann ich persönlich sagen, dieser Reiz hat tatsächlich bis heute 30 Jahre lang angehalten.
Es gibt natürlich Vergleiche. Was für mich nun aktuell war, dass wir, damit meine ich meine Frau und mich, zur gleichen Zeit, wie die Elektronik aufkam, konkret die Schweizer Bergwelt entdeckt haben.  Und wenn Sie in der Schweizer Bergwelt und natürlich auch woanders in die Berge gehen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Sie können Wege gehen, die sind festgelegt, die sind sicher, da gibt es also Wegweiser, genaue Angaben und man weiß genau, dass man nach drei Stunden da und dahin kommt oder nach einer Stunde. Und wir haben nun den Versuch gemacht, von diesem Wegen abzugehen, und einmal in die nackte, unkontrollierbare Wirklichkeit zu gehen,  wo Sie niemals wussten, natürlich in Grenzen wusste man das, was auf Sie zukommt. Und damit wird die Wirklichkeit natürlich sehr informativ, während der vorgefertigte Weg das in keiner Weise ist.  Sie gehen womöglich auf einer Teerstraße, vorgefertigt mit Wegweisern und wissen genau, wo sie hinkommen. Und so ist es genau, wenn Sie in der klassischen Musik ein Stück einüben, ich habe das auch gemacht, dann wissen Sie, nach 100 Stunden können Sie die Bach-Fuge oder das Chopin-Prélude absolut sicher spielen, Sie haben es sogar auswendig im Kopf, da kann nichts mehr passieren. Sie können einen Fehler machen, dann ist natürlich die Perfektion völlig verschwunden.
In der Elektronik können Sie eigentlich keinen Fehler machen, da ist alles gleich interessant. Sie können natürlich sagen, das klingt nicht gut, das ist mir zu laut oder irgendwas. Aber eigentlich ist die ganze elektronische Musik, die ganze Klangwelt völlig fehlerfrei, sie ist immer irgendwie da. Ich sage nicht, sie ist gut, sie ist einfach vorhanden. Das heißt, Sie beschäftigen sich ständig mit etwas Gegebenem und Vorhandenem und nicht etwa mit etwas Gemachtem. Wenn ich etwas mache, ist da immer die Perfektion drin, nicht wahr, das Ganze ist nicht imperfekt, aber es entbehrt den Wunsch nach Perfektion.
Und dies ist die Sicht der Dinge, die also, wie gesagt, auf dem Begriff der Kontingenz beruht. Das ist ein ganz entscheidender Ausdruck, und dieser Begriff der Kontingenz ist auch für die gesamte Unterwelt, alles, die ganze Welt kontingent. Das hat das gesamte Abendland eben völlig vergessen, indem man die göttlichen Gesetze dagegen gesetzt hat, während man eben nicht weiß, wie die Welt weitergeht. Und so weiß ich auch nicht, was in der Elektronik herausgekommen ist und was wieder herauskommen wird.
Ich weiß nicht, ich komme zum Schluss - ganz konkret werden wir in meinem Studio in den nächsten Wochen noch ein Instrument aus Köln bekommen -,  ich weiß nicht genau, was ich damit machen kann, ich weiß nicht, wie das klingen wird. Es wird jedenfalls ganz enorme neue Möglichkeiten bieten, während bei einem Flügel, den ich mir zulegen könnte,  ich ganz genau weiß, wie dort jeder Akkord klingen wird, und der Informationsgrad wird sehr gering sein.
Und damit - ich komme auf mich zu sprechen - konnte ich in dieser Elektronik den Hintergrund der Welt oder einen Hintergrund der Welt erfahren. Und das ist natürlich ein Erlebnis ganz besonderen Art, dass Sie den Vordergrund hinter sich lassen und sozusagen in den Kern der Welt, Sie können auch sagen, indem Sie in das, was so etwas wie Schöpfung ist, eindringen. Und damit  überwinden Sie sozusagen den Vordergrund der Kultur und treten, ich würde beinahe sagen in eine göttliche Welt ein, die immer wieder faszinierend ist und die in keiner Weise Langweiligkeit bietet.
Und das hat mir das Leben, ganz konkret gesagt diese 30 Jahre, ganz gleich, wo das war, das braucht man gar nicht alles anzugeben,  das hat mir das Schicksal, geschenkt. Und dafür bin ich völlig dankbar, so dass ich jetzt sagen kann, dass ich also musikalisch ein völlig erfülltes Leben hinter mir habe.

Kontakt

Gerda Schneider

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